Autos übersieht er ganz einfach (1987)
Er kann im Winter keine Sommerbilder malen, im Herbst nur Bilder mit bräunlichen Blättern. Er malt keine neuen Häuser – sprich vor allem Hochhäuser. Keine Flugzeuge; kaum Autos…Wenn schon ein Auto, dann ist es gerade vorbeigefahren.
„In Märkisch Buchholz Nr.3, kam nur ein Auto heut vorbei. Da werden auch die Hühner immer etwas kühner“
So lautet der Vers zu einer autofreien Dorfidylle, die in seinem Bild-Band „Berlin über die Dörfer“ wiedergegeben ist. Nun hat der naturverbundene Maler früher überwiegend auf dem Lande gelebt…Autos waren rar, Hochhäuser erst recht. Doch in Ost- Berlin und jetzt im Westen – da gibt es das eine wie das andere reichlich. Unübersehbar. Ulrich Pietzsch übersieht. „Verdrängung aus Gründen, könnte man es nennen“, sagt er dazu.
Und versucht zu erklären: „Hochhäuser sind eine derartige architektonische Vereinfachung, dass sie zwar der Logik eines naturwissenschaftlichen Gesetzes entsprechen, aber nicht der Kompliziertheit und Vielfalt der menschlichen Seele. Das Verschnörgelte entspricht vielmehr dem Inneren eines Menschen. Die Seele kannst du nicht auf eine gerade Linie bringen. Sie geht undefinierbare, verschlungene Wege“. Der Lebensweg des in Oberwartha bei Dresden geborenen 50jährigen ist auch nicht mit dem Lineal gezogen…
Renate Wiechmann
„Berliner Illustrierte Zeitung“, Sonderausgabe zur 750 – Jahrfeier Berlin 1987