Ein Gockel für die Ballerina

1. Ausstellung im Museum Dippoldiswalde

Ulrich Pietzsch ist ein Lebenskünstler. Als für seine Frau Lydia Wolgina, 1. Ballerina der Deutschen Staatsoper Unter den Linden, nach 20 Jahren Bühnentätigkeit die Zeit zum Aufhören gekommen war, malte er ihr zum Trost ein Bild mit einem Hahn. Lydia Wolgina hätte gern einen Hühnerhof gehabt, daher heiterte sie der Gockel auf. Sie schlug einen Nagel in die Wand, hängte das Bild daran und munterte ihren Mann zum Weitermalen auf…

Zur Vernissage zeigte sich der Künstler ganz vernarrt in die grünen Wände des Kabinetts, an denen der Hauptteil seiner Malereien bis August zu Gast ist. >So einen Hintergrund wollte ich schon immer haben, jetzt wird mein Wunsch wahr<  frohlockt der 67-Jährige.

Mit einem seiner Story-Notate führte Pietzsch zu den Darstellungen hin: Ohne es zu wissen, habe er einst in einem Dorf das Ferienhaus eines Mitbesitzers einer bekannten Billigmarktkette gemalt. >Alle Fenster waren vergittert, am Tor war Stacheldraht. Aber das habe ich alles weggelassen<, erzählte Pietzsch.

Schöne Motive aus der guten, alten Zeit wolle er malen. Weil die Realität ihn oft nicht so goldig anschaut, begibt sich Pietzsch schon mal als Don Quichotte ins Bild, um eine Lanze für windräderfreie Aussichten zu brechen.

Der Oelsaer Holzbildhauer Wilhelm Fischer bewunderte die Unbefangenheit des Malers: >Das ist farbenfroh und lustig, alles ist klar erkennbar. Die vielen Gelbtöne strahlen Wärme aus<… >Menschenleben< heißt ein Tryptichon: Ein Gartenfest wird zur Bühne für den großen Bogen zwischen Geburt und Alter.

>Ich habe ein sehendes Gedächtnis“, verriet Ulrich Pietzsch…

Dorit Oehme

Sächsische Zeitung 30.03.2004

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