Grenzgänger (1983)
Begin im Westen 1989
Bei den DDR- Behörden war Ulrich Pietzsch sicher nicht gerade beliebt: weder Absolvent einer ordentlichen Kunstakademie, noch Mitglied eines Verbandes, dazu jemand, der seine Redakteursanstellung verloren hatte, weil er nicht „auf Linie lag“, jemand, der zurückgezogen in Wandlitz nahe bei Berlin Schafe züchtete – also ein „Verweigerer“. Außerdem: wer war eigentlich mit dem Motiv, das sich durch die früheren Arbeiten zog, mit den „Schildbürgern“ gemeint? Einen Staatspreis bekommt so einer nicht.
Trotz des Unbillens so mancher organisierter Malerkollegen zog der „Naive“ Pietzsch das Interesse der Öffentlichkeit auf sich. Seine Bilder… wurden ausgestellt, der private Bilder – Verkauf weitete sich aus, Ulrich Pietzsch fand rasch Eingang in die Galerien und Auktionen, sah seine Bilder abgedruckt in den großen DDR- Publikumszeitschriften.
Ulrich Pietzsch kam spät zum Malen, mit 39 Jahren, widmete er sich einem Thema, das auch und gerade in der Wachstumsbewußten DDR akut ist. Der Zerstörung von Natur und traditionell gewachsener Umwelt… (Er) begreift sich als „Bewahrer“. Er passte durch seinen „naiven“ Stil nicht in das offizielle Kulturleben.
Detlef Fritz
„Tip“ vom 18. November 1983