Hellsichtiges Lächeln (1980)
Ein Theaterrezensent und Kenner des Balletts wird Maler, zieht sich in den besten Jahren in die dörfliche Stille zurück, wo er das ihm umgebende Leben genauestens beobachtet, es nicht ohne Witz, Spott und Phantasie kommentiert.
Im Museum für agrare Produktivkräfte Wandlitz… haben die zahllosen neben und übereinander hängenden Miniaturen von Ulrich Pietzsch zwischen Sonnenblumen und bemalten Holzschnitzereien die ihnen gemäße Umgebung gefunden. In klaren, leuchtenden Farben, mit genau gezeichneten Konturen hat Ulrich Pietzsch die besondere Stimmung märkischer Dörfer festgehalten, charakterisierte er mit feinen Pinsel die sie bevölkernden Menschen und Tiere.
Ich habe selten eine so heitere Ausstellung gesehen. Einmal auf die Spur gekommen, liest man jedes Bild wie eine Geschichte, sucht man noch im letzten Detail eine lustige Eingebung… Mit einem Schimmer von Wehmut, von Sehnsucht nach Poesie bewahrt Ulrich Pietzsch liebenswerte Momente, köstliche Einzelheiten und Schwächen seiner Mitbürger vor dem Vergessen. Allen diesen Bildern gibt er den besonderen Tupfer seiner eigenen, aus einem hellsichtigen Lächeln entsprungenen Sicht – eines Lächelns, das sich in den Gesichtern der Betrachter widerspiegelt.
Dorothea Körner
„Der Morgen“ vom 7. August 1980