Träumer mit Palette (1986)

„Ich gehöre nirgends wo hin, mir ist überall der Film gerissen, und bevor ich ihn wieder zusammen geklebt hatte, war ich schon wieder woanders“, sagt der Maler und Schriftsteller Ulrich Pietzsch.

Er hat in seinem Leben immer alles anders gemacht als andere Leute.

Im anderen Deutschland war Pietzsch mal Landwirt und Arbeiter. Studierte (ohne Abitur!) Philosophie. Wurde nun ein ganz Gebildeter und genoß Ansehen als Theater- und Tanzkritiker. Er machte Ballett- Filme und übersetzte russische Literatur ins Deutsche. Als er höchste Weihen erlangt hatte und doch nicht unumstritten war, schmiß er alles hin und wurde hauptberuflich Aussteiger.

Im malerischen Wandlitz ließ er sich einen noch heute vielbeachteten Rauschebart wachsen, züchtete Schafe und wurde so ganz allmählich ein sozialistisches Landei. „Ich bin ein Bauer, der kein Schwein schlachten kann“, spottete er damals über sich selbst. Aber er entdeckte dabei ein Passion: die Malerei, wovon er noch heute – beim Barte des Pietzsch – sich so manchen Pinsel kaufen kann und noch ein bisschen mehr.

Immer mehr Freunde naiver Malerei scheinen seine gesamtdeutschen Idyllen zu lieben: Es gibt schon Pietzsch – Sammler. Fürs laufende Jahr hat er bereits mehrere Ausstellungsangebote – ein wahrlich idyllischer Zustand für einen Maler…

Bernd Philipp

„Berliner Morgenpost“ vom 26. Januar 1986

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